Endlich war es so weit. Nach Wochen der völligen Abschottung kehrte heute zumindest ein kleines Stück Normalität in unser aller Leben zurück; ein Silberstreif am Horizont, und: ein Lebenszeichen des Handels.
Ich konnte es gar nicht erwarten. Bereits früh am Morgen wälzte ich mich aus dem Bett an diesem verheißungsvollen Dienstag, machte mich zurecht und schlüpfte in meine besten Hosen, die ich mit Hemd und Hut kombinierte. Es handelte sich immerhin um einen besonderen Tag. Und an einem besonderen Tag kann man auch einmal etwas anderes anziehen als ausgewaschene Jogginghosen, die ich die letzten Wochen über getragen hatte. Oder die mich getragen hatten; so genau war das nicht mehr zu sagen.
Gemeinsam mit dem Kleinen Ennser, der innerhalb der Wohnung ohnehin nicht mehr zu ertragen gewesen war, schlenderte ich durch die Innenstadt und erfreute mich des Lebens, das mir liebevoll ins Gesicht hauchte. Die Menschen unterhielten sich angeregt, auch wenn man oft nicht wusste, wer genau es war, mit dem man da gerade sprach. Es spielte keine Rolle. Eine Rolle spielte lediglich die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen; man wolle so etwas schließlich nicht noch einmal erleben.
Die Geschäftstreibenden standen vor ihren Läden und begrüßten die vielen Kunden, die in die Geschäfte huschten, um sicherzugehen, dass alles noch da war, um ein Stück weit in den Genuss einer Art Normalität zu gelangen und um ein Zeichen der neuaufflammenden Solidarität zu setzen. Und diese Solidarität hat man gespürt; vor allem beim Kleinen Ennser, der mich ungeduldig von einem Geschäft in das nächste zerrte und in jedem einzelnen etwas kaufen wollte. Immerhin ginge es nun um die Ennser Geschäfte und da bräuchte man nicht knausrig sein, wie er mir kopfschüttelnd erklärte. Und was hätte ich darauf auch antworten sollen?